Der Thüringer HC ließ nach dem enttäuschenden Verlauf beim Pokal-Final4 keinen Zweifel daran aufkommen, daß er sich die zwei vorentscheidenden Punkte im Kampf um die Meisterschaft in Göppingen irgendwie stretig machen lassen wollte. Aus einer aggressiven und gut sortierten Abwehr heraus legten die Thüringerinnen ein Tempo vor, das Frisch Auf nicht im Ansatz mitgehen konnte: 3:10 stand es bereits nach acht Minuten.
Danach kam Göppingen etwas besser ins Spiel und verkürzte auf 12:15. In der Folge jedoch zogen die Gäste jedoch das Tempo wieder an und gingen mit einer 15:21-Führung in die zweite Hälfte. Diese war dann nur noch Schaulaufen und der Thüringer HC sicherte sich mit dem 28:40 beide Punkte.
Diese Niederlage konnte man – auch in dieser Höhe – einplanen. Bedenklich stimmt allerdings die Verabschiedung der Spielerinnen. Klar ist im Frauenhandball die Fluktuation aus verschiedenen Gründen größer als im bezahlten Männerhandball. Aber die Verantwortlichen mussten nach dem Spiel neun Spielerinnen verabschieden – nachdem im Vorjahr schon acht Spielerinnen gegangen waren.
Mit Anika Leppert und Anja Brugger stehen nächste Saison nur noch zwei Spielerinnen im Kader, die das grün-weiße Trikot bereits vor zwei Jahren getragen haben. Innerhalb von zwei Jahren also den kompletten Kader durchgetauscht.
Dies kann zum Einen sportlich nicht sinnvoll sein – wie soll sich denn eine Mannschaftshierarchie aufbauen? Wie soll sich ein Kern bilden, der die Spielphilosohie prägt und an Neuzugänge weitergibt? Von daher erklärt sich auch das magere sportliche Abschneiden diese Saison.
Zum Anderen lockt dieses extreme Stühlerücken natürlich auch nicht mehr Zuschauer in die EWS Arena wodurch sich dann die wirtschaftlichen Rahmenbedigungen auch nicht verbessern.
Zudem liegt mir, wenn ich ehrlich bin, auch diese „Verletztenmisere“ im Magen. Ich mag nicht so recht an so eine extreme Häufung von Langzeitverletzten glauben. Kann sein, daß ich der ein oder anderen Akteurin Unrecht tue aber dieser Punkt ist schon recht auffällig.
Wenn ich das alles zusammenzähle komme ich zwangsläufig zum Schluß: es passt was nicht. Was nicht passt, maße ich mir als Outsider nicht an zu beurteilen. Das müssen die Verantwortlichen aus Hauptverein und Frisch Auf Frauen analysieren.
Ich denke aber, daß man es als Fakt ansehen kann, daß ein „weiter wursteln“, Löcher mit Spielerinnen stopfen, die eigentlich schon die Schuhe an den Nagel gehängt hatten, an Weihnachten noch vier Spielerinnen nachverpflichten und so weiter, den Verein keinen Schritt nach vorne bringt – eher im Gegenteil den Frauenhandball in Göppingen immer unattraktiver macht. Und unattraktiv war er sportlich gesehen diese Saison schon genug.