Eine Pflichtveranstaltung, vor allem wenn diese quasi vor der Haustüre stattfindet: das DFORUM-Festival in Fellbach. Wiedermal ist es den Organisatoren gelungen, eine abwechslungsreiche Parade hochkarätiger Referenten aufzubieten. Ein kleines Review zu den von mir besuchten Vorträgen.
Martin Krolop:
Martin hat mir Lust darauf gemacht, mich wieder intensiver mit dem Blitzen zu beschäftigen. Zwar hat er in seinem Vortrag das Canon ETTL nicht entmystifizieren können, ging damit aber sehr offensiv um. Und genau diese Art mag ich an ihm: seine Fähigkeiten dürften unbestritten sein, er stellt sich aber nicht hin als hätte er den Stein der Weisen gefunden. Sympathische vortragsweise gepaart mit der Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären. Wer einmal die Chance hat, Martin Krolop live zu erleben: unbedingt nutzen!
krolop-gerst.com/blog
Herbert Piel:
Sein Vortrag war überschrieben mit: „Reportage – die Königsklasse der Fotografie und ihre Fehlinterpretation in der heutigen Zeit“. Als Deutschlehrer, der einen Aufsatz korrigiert, würde ich sagen: Thema verfehlt. „Anekdoten eines Reportagefotografen“ hätte besser gepasst, den Vortrag aber nicht minder interessant gemacht. Herbert Piel blickte auf eine Vielzahl von Ereignissen zurück, die er fotografisch begleitete. Eine kleine historische Reise durch die Bundesrepublik. Höchst kurzweilig und unterhaltsam. Auch hier eine klare Empfehlung.
pielmedia.blogspot.de
Sebastian Niehoff:
Mein Fisheye und ich – so war der Vortrag zwar nicht ausgeschrieben, triffts aber besser. An sich auch ein interessantes Thema. Der Aufbau des Vortrags ist allerdings verbesserungswürdig. Sebastian Niehoff musste seine 15 mitgebrachten Beispielbilder auf der Suche nach dem jeweilig passenden Bild unzählige Male komplett durchblättern. Insofern wurde das Ganze teilweise etwas zäh. Schade eigentlich um den sympathischen Vortragsstil und das Thema. Ich mag Vortragende, die nicht stur an ihren Folien hängen aber ein bißchen mehr Struktur hätte gut getan.
www.propeller-images.de
Ziv Koren:
Auch hier eigentlich Thema verfehlt. Ausgeschrieben war „Der Nahostkonflikt“. Dieser war jedoch nur ein Thema neben der Fotoreportagen über das Erdbeben in Haiti und ein Hilfsprojekt des Roten Kreuzes in Südafrika. Wie bei Herbert Piel jedoch tat diese „Umorientierung“ dem Vortrag an sich keinen Abbruch. Beeindruckende Bilder und die Geschichte hinter dem jeweiligen Bild. Dazu die jeweilige Entstehungsgeschichte. Ziv Koren merkt man deutlich an, daß er Canon Ambassador ist – die überschwänglichen Lobeshymnen bezüglich der Canonprodukte sind dann doch einen Tick des Guten zu viel. Trotzdem auch hier ganz klar: top!
www.zivkoren.com
Martin Wieser:
Mit der 5DIII und der 1Dx hat Canon einen komplett neuen Autofocus eingeführt. Und ja, dieses System ist sehr komplex. Ich habe meine 5dIII nun schon ein Jahr und kann immer noch nicht sagen, welche Einstellungskombination für mein fotografisches Lieblingsfeld Handball die ultimativ optimale ist. Der Vortrag an sich war mir etwas zu technisch, ich konnte jedoch zwei, drei Erkenntnisse mitnehmen, die mir neu waren. Vielleicht die entscheidenden Tipps auf der Suche nach dem Heiligen Gral! 😉 Auch hier: klare Empfehlung!
Thomas Dahmen:
Der einzige Vortrag, den ich nicht nochmal besuchen würde. Keine Ahnung, ob der Vortrag besser gewesen wäre, wenn Rechtsanwalt Thomas Dahmen keine Zwischenfragen zugelassen hätte. Das war meiner Meinung nach aber ein entscheidender Fehler. Wieso sitzen im Publikum eigentlich immer Menschen, die meinen, ihr spezielles Spezialproblem sei für die anderen so interessant, daß dieses vom Referenten auf der Bühne beantwortet werden müsste? Und wieso müssen immer drei, vier Zuhörer in Diskussionen mit dem Referenten einsteigen, die zu nichts führen und die anderen keinen Schritt weiterbringen? Wäre ganz einfach zu lösen: Zwischenfragen auf das Ende vertagen oder 5,- Euro Fragegebühr erheben. Dann wären die ach so wichtigen Fragen plötzlich nicht mehr existent.
dahmen-unger.de
Fazit:
Eine klasse Veranstaltung mit sehr guten Referenten! Ich habe aus jedem Vortrag mindestens zwei, drei gute Erkenntnisse oder Anregungen mitgenommen und denke, daß dies eine sehr gute Quote ist. Wenn ich unbedingt etwas zum Meckern suchen müsste wären es die Vortragsankündigungen, die nicht unbedingt mit dem Vortragsinhalt übereinstimmten. Ansonsten eine perfekte Organisation. Für die Schwaben unter uns besonders interessant: die Veranstaltung kostet keinen Cent Eintritt.
Selbst wenn die Veranstalter aber 50,- Euro Eintritt verlangen würden, ich wäre auch nächstes Mal wieder dabei – bei dem Niveau der Referenten und der gesamten Veranstaltung wäre dies immer noch deutlich zu wenig!
P.S: was ich schon auf der Photokina nicht verstand: wieso schleppt eigentlich die Hälfte der Besucher ihre komplette Kameraausrüstung durch die Veranstaltung? Ok, wissen warum, tu ich schon – aber die Motivation für diesen kleinen *piep* (gibts eigentlich einen politisch korrekten Ausdruck für Schwanzvergleich?) muss ich nicht verstehen. Ach? Is ja nur wegen des kostenlosen Check&Clean? Ja nee, is klar …. 😉
Hallo Harry, vielen Dank für die freundliche Umschreibung meines Referates, und du hast vollkommen recht, auch als Deutschlehrer, hätte ich nicht bereits am Anfang meines Referates des Inhalt widerrufen und erklärt, warum nun der Vortrag in die Richtung My work-my life- in pictures – in stories geht. Aber vielleicht bist du erst später dazu gekommen, und hast es nicht hören können.
Nochmals Danke für deine Bewertung
LG Herbert Piel
Hallo Herbert,
sehr gerne – war ja so! 😉
Tatsächlich hab ich die ersten drei Minuten verpasst … 😉
Grüßle
Harry