3D – die nächste Herausforderung, die ich angenommen habe. 2012 war ich zum ersten Mal auf der Photokina in Köln. Da stellten ein paar Studenten ihre 3D-Renderings von Autos aus und ich dachte mir: wow, das ist die Zukunft!
Und diese Zukunft ist komplexer als alles, was ich bisher ausprobiert habe. „Früher“ meinte ich, ein Kugelpanorama zu erstellen sei eine aufwändige und zeitfressende Angelegenheit – mittlerweile kann ich darüber nur noch lächeln. Du bist der Meinung, Photoshop sei ein komplexes Programm? Dann lass die Finger von so 3D Zeug. 😉
Als Software habe ich mich für Blender entschieden. Aus einem ganz einfachen Grund: Software für 4.000 Euro zu kaufen, um mal ein bisschen zu üben, kann ich selbst meinem inneren Milchmädchen beim besten Willen nicht verkaufen. Blender ist OpenSource, also kostenlos. Wer des englischen mächtig ist, findet bei YouTube auch zahlreiche Erklärbär-Videos.
Seit dem Weihnachtsurlaub beschäftige ich mich nun (natürlich nicht ständig, nur wenn ich Zeit habe) mit der Thematik und von meinem eigentlichen Ziel, ein Auto in 3D zu modellieren und dann in Szene zu setzen, bin ich noch Lichtjahre entfernt.
Also musste zunächst mal etwas ganz einfaches herhalten: eine Red Bull Dose. Ganz einfach – so meine naive Vorstellung.
3D – drei Arbeitsschritte
Die drei Hauptarbeitsschritte für ein solches Bild sind:
- Das Modellieren der Dose und der Eiswürfel
- passende Oberflächenmaterialien erstellen
- Ausleuchten der Szene
Modellieren
Meine Dose hier besteht aus drei Elementen: jeweils der Aluwulst oben und unten und die Dose. Alle drei sind einfache Zylinder, die dann noch ein bißchen abgeschrägt und gerundet sind. Ist im Prinzip eine einfache Form. Bis ich aber sämtliche Tastenkürzel soweit parat hatte, daß das alles einigermaßen nach Dose aussah, verging mir einige Male die Lust …. 😉
Oberflächenmaterial
Klar, eine einfache Dose wäre ja langweilig: es muss also irgendwas drauf – ich hab mich dann für Red Bull entschieden. Also flux in Photoshop eine Textur gebastelt – im Prinzip wie ein Flaschenetikett, das auf die Dose „geklebt“ wird.
So weit, so gut. Ganz nett – aber so richtig realistisch sieht das Ganze nicht aus:
Ich trinke kein Red Bull und hab daher selten eine solche Dose in der Hand. Aber irgendwie sah das Ganze unrealistisch aus. Also ab in den nächsten Supermarkt und mir eine Dose mal genauer angeschaut. Die Dose glänzt viel mehr, man kann sich fast drin spiegeln. Zudem sind die grauen Bereiche gar nicht bedruckt – hier glänzt das blanke Alu.
Also das Grau des „Etiketts“ wieder entfernt und versucht, die beiden Materialien Etikett und Alu zum Glänzen zu bringen.
Schon besser. Weil die Szene an sich langweilig aussieht, die nächste Herausforderung: ein paar Eiswürfel dazu. Gleichzeitig Müssen noch Wasstertopfen auf die Dose. Macht man so in der Produktfotografie: sieht dann aus, als käme die Dose frisch und eiskalt aus dem Kühlschrank. In der Produktfotografie wird dann Wasser mit Glycerin vermischt und mit einer Pipette auf der Dose drapiert. Hält aber nicht ganz so doll auf der Dose und alles, was das Gemisch berührte, ist dann irgendwie schmierig …. insofern hat es der 3D-Künstler da einfacher …. er muss später nicht großflächig putzen! 😉
Sieht doch schonmal ganz nett aus. Die Tropfen sind kleine, gestauchte Kugeln, die per Zufallsgenerator auf der Dose verteilt werden. Diesen wird dann ein Material zugewiesen. Im Prinzip sagt man: die Tropfen sind Wasser. Die Dose ist Aluminium, die Eiswürfel sind Eis. Allerdings ist dies in der Praxis nicht ganz so einfach – es gibt kein Material „Wasser“, „Aluminium“ oder „Eis. Vielmehr muss man sich diese Materialien selbst definieren – Rauheit der Oberfläche, Reflexionsgrad, Brechungsindex usw. Man findet im Netz viele Beispiele, wie sich zum Beispiel Wasser gestalten lässt. Aber obiges Bild zeigt: die Tropfen sehen auf den blauen Stellen realistisch aus, auf den Aluflächen nehmen sie aber zu stark die Farbe des Alus an und werden daher zu dunkel. Also weiter testen.
Lichtsetzung
Der dritte wichtige Punkt: die Lichtsetzung. Diese funktioniert wie bei der klassischen Produktfotografie: man setzt Lampen an bestimmte Stellen, die zum Einen das Produkt beleuchten, sich zum anderen aber auf dem Produkt auch Spiegeln. Durch gezielte Spiegelungen und Beluchtung bestimmter Bereiche des Obejtkts kann man zum Beispiel die Rundheit des Produkts betonen. Es hilft also ungemein, wenn man sich mit den Lichtsetups der Produkfotografie beschäftigt, um sein 3D-Modell fotorealistisch abzubilden.
Also ein kleiner Vorteil gegenüber reinen Computerfuzzis, die noch nie versucht haben, so eine Dose mit Kamera und Blitzen in Szene zu setzen ….
Das finale Bild! Wie so oft werde ich mir das Bild in einem halben Jahr nochmal anschauen. Nur um festzustellen, daß hier tausende Fehler drin sind oder noch vieles zu verbessern ist. Für den Moment aber bin ich ein kleines bißchen stolz. Ich habe das Bild ein paar „Unbedarften“ gezeigt und die absolute Mehrzahl hat nicht gemerkt, daß es sich hier um ein vollständig am Rechner entstandenes Bild handelt.
Mein nächstes Projekt
Mein nächstes Projekt: ein Handball. Auch hier ist die Grundform eigentlich wieder recht einfach: wie ein Fußball ist ein Handball ein abgestumpftes Ikosaeder – (äh ja … den Begriff musste ich grade auch erstmal googeln ….). Um hier die Textur (also den Aufdruck) aufzubringen, muss man den Ball dann in seine Fünf- und Sechsecke zerlegen und diese jeweils bedrucken. Hier sitze ich derzeit dran und fluche …. 😉
UPDATE: die Handbälle sind fertig: die-handbaelle-komplett-pc-gerendert
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