Halte Maß und hüte Dich vor dem Overkill
Würde ich nicht schon während dem Spiel fleissig löschen, würde ich von einem normalen Handballspiel mit 400-500 Bildern nach Hause kommen.
Sind alle 500 Bilder überragend? Natürlich nicht!
Sind alle 500 Bilder toll? Natürlich nicht!
Sind alle 500 Bilder gut? Natürlich nicht!
Also lösche ich schon während dem Spiel alle Bilder, die offensichtlich nichts wurden. Ich nutze die kleinen Spielunterbrechungen oder Auszeiten, um den Schrott loszuwerden. Dies spart mir nach dem Spiel beim Import der Bilder in den Rechner massig Zeit.
Aber es sind halt immer noch um die 100-150 Bilder, die ich importiere. Völlig unverständlich für mich ist dann der Zwang mancher Fotografen (Profi oder Amateur spielt hier übrigens keine Rolle), sämtliche 150 Bilder veröffentlichen zu müssen. Warum nur? Hier mal ein paar willkürlich ausgewählte Beispiele von verschiedenen Facebookseiten.
Guckst Du Dir auf anderen Seiten alle 150 Bilder von einer Sportveranstaltung durch? Nein? Warum lädst Du dann selber 150 Bilder hoch?
Ich kenne niemanden, der es bei einem maximal zweistündigen Event auf 150 erstklassige Bilder bringt. Und selbst wenn: die 150 Bilder würde keine Sau angucken. Also: halte Maß!
Das richtige Maß finden – mein Workflow
Hier mal mein Workflow:
- Ich importiere alle Bilder von den Speicherkarten in Lightroom – angenommen, es sind 150 Bilder.
- Ich gehe alle Bilder durch und lösche alle Bilder, die unscharf, falsch belichtet oder völlig belanglos sind
- Gleichzeitig markiere ich alle Bilder, die vielleicht veröffentlichungswürdig sind, mit 5 Sternen
- Im Beispiel hier blieben 115 nicht gelöschte Bilder übrig, 49 hatten fünf Sternchen (sieht man im Screenshot nicht)
Lade ich nun alle 49 5-Sterne-Bilder hoch? Nein. Ich gehe nochmal durch und schmeisse nochmal ein paar Bilder raus, bis ich so auf plusminus 30 Bildern bin. Hier mal ein Beispiel:
Die beiden Bilder entstanden nacheinander – Mimi Kraus beim Wurf. Prinzipiell find ich beide Bilder gut. Aber sie sind sich halt recht ähnlich – fast schon eine Doublette. Also nehm ich nur ein Bild der Serie. Ich hatte mich für Bild 2 entschieden und quadratisch beschnitten.
Das richtige Maß hängt vom Medium ab
Tja, wie viele Bilder von einem Event sind nun das richtige Maß? Das hängt meiner Meinung nach stark vom Medium ab, in dem die Bilder veröffentlich werden sollen:
Blog, Facebook und google+
Der eigene Blog, Facebook und google+ sind meiner Meinung nach die beiden Medien, die am besten mit Bildergalerien umgehen können. Hier ist es für den Betrachter recht einfach, sich schnell und bequem durch eine Galerie zu klicken. Daher bieten sich diese Dienste für größere Galerien an.
Und trotzdem liegt für mich die Obergrenze bei plusminus 30 Bildern. Aus zwei Gründen:
- Zum Einen ist die Aufnahmefähigkeit des Betrachters beschränkt – 50 Bilder sind fast schon ein Bombardement. Ich selbst öffne keine Bildergalerien mit mehr als 30 Bildern. Mir ist das einfach zu viel.
- Zum andern, und damit zum Thema „bessere Sportfotos“, steigerst Du, wenn Du Deine Bildauswahl von 50 auf 30 runterdrückst, nochmal die Durchschnittsqualität Deiner Bildergalerie: The best of the best of the best sozusagen. Ein weiterer Grund warum ich selbst keine großen Bildergalerien anschaue ist, dass ich weiß, dass da noch viel belangloser Bildschrott drin sein muss (vgl. oben – niemand macht 150 erstklassige Bilder). Und dazu ist mir meine Zeit zu schade.
Ich veröffentliche also auf meinem Blog die angesprochenen plusminus 30 Bilder. Bei Facebook dagegen nur plusminus fünf. Warum so „wenige“. Ich möchte gerne, dass die Betrachter noch meinen Blog besuchen. Wenn ich alle Bilder schon bei Facebook hätte, gäbe es hierfür ja keinen Grund mehr. Die fünf Bilder auf Facebook sind quasi das Amuse-Gueule, das Appetit auf die Galerie in meinem Blog machen soll.
500px, Flickr, Instagram
Dies sind meiner Meinung nach Dienste, die nur für Einzelbilder gedacht sind. Für meine Sportfotos nutze ich 500px und Flickr nicht da diese dort kaum Resonanz finden. Instagram nutze ich dagegen. Aber nur mit einzelnen Bildern – ich persönlich als Nutzer mag es nicht, wenn jemand zum Beispiel fünf Bilder hintereinander hochlädt und damit meine Timeline „blockiert“. Meiner Meinung nach ist das Maß bei Instagram bei maximal zwei Bildern pro Tag – und das mit zeitlichem Abstand.
Der Beitrag „Halte Maß“ ist Teil 3 der Artikelserie „10 Tipps für bessere Sportfotos„.
10 Tipps und Anregungen zum Nachdenken, Nachmachen und Diskutieren.
Ich fotografiere viel Handball, daher beziehen sich viele Beispiele auf die Sportart Handball. Die meisten Beispiele lassen sich aber problemlos auf andere Sportarten übertragen.
Auch habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen – hast Du eine Ergänzung oder eine andere Meinung? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!
Hallo Stefan,
da sieht man, wie sich die Arbeitsweisen ähneln können. Ich bin ja auch ein Sport- und Eventfotograf. Da kommt einiges an Bildern zusammen. Oft ist es so, das ich den Auslöser gedrückt habe und weiß, das dieses Foto eh gelöscht wird. So mache ich das oft im Anschluss oder wie bei dir in den Pausen. Zuhause werden bei mir die Bilder oft 3 oder gar 4 Mal durchsortiert. Übrig bleibt dann nur die Elite und die Abwechslungsreichsten.
Ein Bekannten möchtegern (ich sage mal Knipser) hat mich gefragt, wie ich zu sol vielen Fans auf Facebook komme. Tja ich lade halt nur wenige, dafür aber gute Bilder hoch. Auch er ist einer, der es schafft 100 Bilder bei Facebook einzustellen und dabei gleicht sich auch noch jedes dritte Bild. Das will kein Mensch sehen. Irgendwann hat er mir dann die Freundschaft per Facebook gekündigt. Inzwischen ist er am überlegen das Hobby aufzugeben. Er ist einfach nicht bereit seinen Workflow anzupassen.
Nabend Jochen!
ich kenne natürlich Deinen „aktuellen Fall“ nicht und kann mich nicht dazu äußern. Aber ich kenne durchaus einige, die völlig beratungsresistent sind und dann völlig enttäuscht von der Gesellschaft aufgeben. Es lag ja nicht an ihnen – nur an allen anderen…. „nicht schätzen usw“ …. 😉
Vielleicht kneift mein Post ja den ein oder anderen und bewegt ihn zum Umdenken …. 😉
Grüßle
Harry