Sei kreativ! Einfacher geschrieben als getan. Ich selbst bin nicht der Kreativste. Ab und zu packt es mich und ich hab nen guten Einfall aber wenn ich mich selbst mit manchen Sportfotografen vergleiche, bin ich nur ein ganz kleines Lichtlein. Schaut Euch einfach mal in den Portfolios zum Beispiel von Ulf Duda, Lukas Schulze oder Vladimir Rys (Formel 1). Macht einfach Spaß, deren Bilder zu bestaunen und zu sehen, mit welchem kreativen Eifer diese Topfotografen vorgehen.
Als selbst wenn Du, so wie ich, eher Handwerker als Künstler bist: versuche Deine eingetretenen Pfade ab und zu zu verlassen und probiere aus.
Lieber gut kopiert als schlecht selbst erfunden
Kopieren heisst verstehen
Schau Dir Bilder an, die Dir gut gefallen und versuche zu verstehen, warum Dir das jeweilige Bild gefällt. So entwickle ich zum Beispiel einige meiner Handballbilder immer in schwarz-weiß. Der bereits oben erwähnte Ulf Duda hatte bei seinen Basketballbildern auch immer welche in schwarz-weiß. Und irgendwie gefiel mir dieser Look. Also setzte ich mich hin und versuchte, eben diesen Look zu analysieren und nachzustellen.
Ich finde, diese Bilder geben einer Galerie von einer Sportveranstaltung noch den besonderen Kick. Einfach weil es nicht der übliche Bildlook ist.
GUT kopieren
Ja, ich schrieb oben in der Überschrift „Lieber GUT kopiert …“ und ich schrieb auch etwas von verstehen. Nämlich verstehen, warum dieser Bildlook wirkt und auch bei welchen Bildern. Witzigerweise sah ich, nachdem ich immer wieder diese schwarz-weiss-Bilder in meine Bildergalerien eingestreut hatte, immer mehr Handballbilder von verschiedenen Fotografen in schwarz und weiß. Und die überwiegende Mehrzahl davon sah einfach nur gruslig aus. Warum? Weil diese Fotografen nicht verstanden hatten, warum und wann dieser SW-Look funktioniert. Einfach irgendein Bild hernehmen und in Lightroom auf den Knopf „Schwarz-Weiß“ drücken, funktioniert einfach nicht.
Warum funktioniert schwarz-weiß hier nicht? Was ist der Unterschied zu obigem Bild?
Wenn ich einen Geldschein fälschen will, reicht es auch nicht, diesen einfach auf den Kopierer zu legen. Ok, sieht dann irgendwie geldähnlich aus. Aber diesen Geldschein wird mir niemand abnehmen,
Also kopiere! Kopiere aber erst nachdem Du verstanden hast, wie das Original funktioniert. Und dann ist das Ergebnis auch keine plumpe Kopie sondern eine eigene Leistung!
Übertrage Techniken aus anderen Bereichen der Fotografie oder von anderen Sportarten
Ich erstelle gerne Kugelpanoramen. Was haben diese Kugelpanoramen nun mit Sport zu tun? Ganz einfach: ich kann Techniken, die hier hier nutze, auch bei Sportveranstaltungen einsetzen!
Diese Sprungwurfstudie entstand aus sieben Einzelbildern, die ich 2013 mit Hilfe meiner Panoramasoftware zusammengefügt hatte. Gesehen hatte ich solche Studien schon öfter, zum Beispiel beim Klippenspringen oder in der Halfpipe beim Snowboarden. Aber eben noch nicht beim Handball.
Oder ein Little Planet aus der Ratiopharm-Arena in Ulm beim Länderspiel Deutschland – Schweiz:
Timelapse Videos zeigen normalerweise Landschaften oder Städte. Warum nichtmal eine Sportveranstaltung? Hier zum Beispiel ein Europapokalspiel von Frisch Auf Göppingen vor knapp fünf Jahren:
Normalerweise wird bei Actionsportarten mir sehr kurzen Verschlusszeiten fotografiert. Im Motorsport dagegen wird oft mit längeren Verschlusszeiten und Mitziehern fotografiert, um die Dynamik festzuhalten. Auch bei anderen Sportarten ist dies eine Technik, um die Bilder spannender zu machen. In Mannschaftssportarten sind solche Fotos jedoch selten weil extrem schwierig zu fotografieren – beim Strafwurf im Handball hast Du allerdings Zeit: nutze sie!
Ich habe bestimmt an die 50 Strafwürfe mit Verschlusszeit um 1/30 bis 1/60 fotografiert, bis das obige Bild im Kasten war. Auch hier ist das Gesicht nicht 100% scharf aber ich denke, gerade noch herzeigbar. Bei allen anderen Versuchen bewegte der Schütze seinen Kopf. Und bltzen, um den Kopf einzufrieren, ist beim Handball nicht erlaubt.
Perspektivwechsel
Wie schon in den Tipps „Standort- und höhe“ und „Geh näher ran“ beschrieben: such Dir andere Perspektiven! Häng Deine Kamera an die Decke und löse sie mit einem Fernauslöser aus, wechsel den Standort, leg Dich hin. Hier zum Beispiel ein Bild aus dem Kreis der jubelnden FRISCH AUF!-Spieler. Aufgenommen mit einen Fisheye-Objektiv.
Fazit: Lerne, Übertrage und Probiere aus
Lerne. Lerne von anderen Fotografen, anderen Sportarten, anderen Bereichen aus der Fotografie. Übernimm deren Techniken in Deine Sportart und probiere einfach aus, was funktioniert und was nicht. Und wenn etwas nicht funktioniert, finde heraus, warum nicht – vielleicht kannst Du die Aufnahmetechnik oder die Bearbeitung abwandeln und kommst schon zu einem Ergebnis.
So kommst Du zu anderen, besseren Sportfots, selbst wenn Du selbst nicht der Allerkreativste Mensch bist!
Der Beitrag „Seit kreativ“ ist Teil 6 der Artikelserie „10 Tipps für bessere Sportfotos„.
10 Tipps und Anregungen zum Nachdenken, Nachmachen und Diskutieren.
Ich fotografiere viel Handball, daher beziehen sich viele Beispiele auf die Sportart Handball. Die meisten Beispiele lassen sich aber problemlos auf andere Sportarten übertragen.
Auch habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen – hast Du eine Ergänzung oder eine andere Meinung? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!