Ok, „sei freundlich“ klingt jetzt ein bißchen plump. Aber es trifft einfach zu.
In der Sportfotografie bist Du kein Einzelkämpfer. Das mag zwar auf den ersten Blick so aussehen: Du machst die Fotos, beschriftest, sendest – alles alleine und auf den ersten Blick brauchst Du niemanden. Was kümmern Dich also alle um Dich herum? Wozu andere begrüßen? Warum anderen helfen? Warum sich wie ein normaler, freundliche Mensch geben?
Der Hallenwart hätte ein Foto von sich zusammen mit seinem Lieblingspieler? Soll er es doch mit seinem Handy machen oder Dir 20 Euro für einen Abzug zahlen!
Ein Sportler möchte ein Bild für seine Facebookseite? Klar, 30 Euro – Du bist ja kein Wohlfahrtsinstitut und der verdient zehnmal so viel wie Du!
Ein Kollege kommt später? Sorry, hier ist alles besetzt – mein Koffer muss zwingend neben mir stehen!
Ein Schiedsrichter möchte gern ein Bild von sich? Klar, so wie der das letzte Mal meinen Verein verpfiffen hat …..
Ein Sportredakteur braucht dringend ein bestimmtes Bild? So beschissen, wie dessen Verlag zahlt? Im Leben nicht!
Was kümmern Dich die „Kartenabreisser“ am Eingang? Ja, guck sie genervt an, wenn Sie einen Blick in Deine Fototasche werfen wollen. Du bist doch akkreditiert und musst so eine entwürdigende Prozedur nicht über Dich ergehen lassen!
Was hat das alles jetzt mit besseren Sportfotos zu tun?
Ganz einfach – alles im Leben kommt zurück, mal früher mal später:
- Eben jener Hausmeister beim Eishockey wird Dir, wenn Du ihm das Foto mit seinem Lieblingsspieler gemacht hast, die Scheibe an der Stelle, an der Du immer sitzt, besonders sauber putzen
- Eben jener Sportler wird bei der Siegerehrung genau zu Dir und damit in Deine Kamera schauen
- Eben jener Kollege leiht Dir irgendwann mal seinen Kartenleser wenn Du Deinen vergessen hast
- Eben jener Schiedsrichter wird Dir das nächste mal, wenn er Dich erkennt, weniger vor der Kamera rumtanzen
- Eben jener Redakteur wird Dich irgendwann mit Infos füttern, die Du zu Deinem Vorteil nutzen kannst
- Eben jener „Kartenabreisser“ am Eingang wird Dich ohne viel Aufhebens reinlassen auch wenn Du Deine Akkreditierung zu Hause vergessen hast
Bist Du nicht von Haus aus eine freundliche Natur, zwing Dich dazu, freundlich zu sein! Du lässt Dir sonst zu viele Chancen entgehen, bessere Bilder zu machen oder einfach auch nur bequemer zu Bildern zu kommen.
Ok, Alice Cooper im Trikot von Frisch Auf Göppingen ist nur bedingt ein Sportfoto – und trotzdem ein schönes Beispiel: dieses Foto hätte ich nicht gemacht, wenn ich nicht einen Tipp bekommen hätte (Danke Oli!). Dass sich nämlich Alice Cooper vor dem Konzert ein Trikot hatte bringen lassen und es vielleicht bei der Zugabe anzieht. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich – three songs, no flash – zu Hause gewesen. Durch diesen Tipp hatte ich dann die Zugabe abgewartet und mich ins Publikum geschlichen.
Der Beitrag „Sei freundlich“ ist Teil 7 der Artikelserie „10 Tipps für bessere Sportfotos„.
10 Tipps und Anregungen zum Nachdenken, Nachmachen und Diskutieren.
Ich fotografiere viel Handball, daher beziehen sich viele Beispiele auf die Sportart Handball. Die meisten Beispiele lassen sich aber problemlos auf andere Sportarten übertragen.
Auch habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen – hast Du eine Ergänzung oder eine andere Meinung? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!